“Die scheinheiligen Dichter”   1994/1995   (hier Kunsthalle Düsseldorf)

Computergenerierte Text/Ton/Video-Montage nach dem gleichnamigen Gedicht von Friedrich Hölderlin

2.209 Videodateien auf Computerfestplatte, Programmierung, zwei direkt angesteuerte Projektionen
(Video- und datenbildschirm), Lautsprecher

47 zufällig angesprochene Besucher der Art Frankfurt 1995 wurden gebeten, die 47 Wörter des Hölderlin-
Gedichts als alphabetisch sortierte Wortliste vor laufender Videokamera zu sprechen, ohne den Zusammenhang
des Ausgangstextes zu kennen. Die Personen wiederholten lediglich Wörter, die ihnen über Kopfhörer vorgespielt
wurden. Das digitalisierte Videomaterial ist in Form von 2.209 (47x47) Ton/Bilddateien auf Festplatte gespeichert,
was den nichtlinearen Zugriff auf jedes Einzelwort erlaubt. Ein Computerprogramm ”liest” den fragmentierten Text
von der Festplatte und projiziert diesen Prozeß als audiovisuelles Ereignis in den Raum. Welches Wort jeweils
als nächstes in den Raster des Gedichtbildes eingefügt und von wem es gesprochen wird, entscheidet ein Zufalls-
generator. Die allmähliche, mosaikartige Rekonstruktion der Hölderlinschen Lyrik dauert auf diese Weise etwa
10 Minuten und wird immer wieder neu gestartet. Das zufallsgesteuerte Computerprogramm macht aus jeder
“Lesung” ein einzigartiges, aber anonym-entfremdetes Ereignis.